WORT-GOTTES-FEIER
Raum für Bibeltext, Begegnung und ...
Liebe Schwestern und Brüder,
in unserem Bistum werden seit einigen Jahren Ausbildungskurse für Gottesdienstbeauftragte angeboten, welche zur Leitung von Wort-Gottes-Feiern befähigen. Aus der Gemeinde St. Antonius haben Gregor Domes und ich diese Ausbildung absolviert und wurden am 17.04.21 von Bischof Heinrich Timmerevers in einer Sendungsfeier für unser Wirken als Gottesdienstbeauftragte gesegnet und ausgesandt. Mit Wort-Gottes-Feiern wird das liturgische Leben in unserer Pfarrei nun erweitert. In vielen Gemeinden weltweit sind Wort-Gottes-Feiern längst eine vertraute Form des liturgischen Lebens vor Ort. Bereits das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) würdigte Wort-Gottes-Feiern als eigenständige Form des Gottesdienstes, da in ihnen besonders das biblische Wort, dessen Auslegung und die Antwort der feiernden Gemeinde im Zentrum stehen.
Nachdem auch hier bei uns nun erste Erfahrungen mit Wort-Gottes-Feiern gesammelt werden konnten, möchte ich einmal auf die Chancen dieser Form des Gottesdienstes blicken. Dazu teile ich gern mit Ihnen einige Reaktionen von Mitfeiernden, die mir gegenüber im Anschluss an eine Wort-Gottes-Feier geäußert wurden.
„Hier bekommt das biblische Wort so richtig Raum.“, sagte eine Frau nach einer Wort-Gottes-Feier.
Sie hat offenbar wahrgenommen, dass das Herzstück der Feier „das Wort des lebendigen Gottes“ ist. Wort-Gottes-Feiern möchten Räume eröffnen, in denen die biblischen Texte, zumeist das Evangelium, in besonderer Weise ihre Wirkung entfalten und so zu einer Quelle der Inspiration und Kraft werden können.
„Ich hätte gar nicht gedacht, was an Zeichenhandlungen so alles möglich ist.“, meinte ein Mann.
Wort-Gottes-Feiern leben, wie Eucharistiefeiern auch, aus einem dialogischen Prinzip. Es wird der feiernden Gemeinde etwas mitgeteilt, zugesprochen, eröffnet – und die Mitfeiernden antworten darauf in Versen, Gebeten, Liedern oder Zeichenhandlungen. Gerade in puncto Zeichenhandlungen bieten Wort-Gottes-Feiern wertvolle Möglichkeiten, die sich zu erschließen lohnen. Von der Lichterprozession über die Weihrauchgabe bis hin zur Kommunionausteilung ist so vieles möglich, was das innere und äußere Mitfeiern aller fördern und intensivieren kann. Die Zeichenhandlungen können dabei in besonderer Weise Bezug nehmen zum biblischen Text.
„Mensch, die Musik kommt irgendwie noch einmal anders zum Tragen.“ – meinte ein Kantor im Anschluss an eine Wort-Gottes-Feier.
Sicher können Wort-Gottes-Feiern auf ganz unterschiedliche Weise musikalisch gestaltet werden und ganz verschiedene musikalische Stile integrieren. Grundlegend aber kann erfahrbar werden, dass die Musik nicht nur schmückendes Beiwerk ist, sondern ein integraler Bestandteil des Gefüges aus Wort, Stille und Zeichen.
„Ich fand es so schön, dass ich mit meinem Mann, der nicht katholisch ist, an der gesamten Feier teilnehmen konnte.“, meinte eine Frau, die mit ihrem evangelischen Partner da war.
Für Paare, in denen ein Partner einer anderen oder gar keiner Konfession angehört, können Wort-Gottes-Feiern das gemeinsame spirituelle Leben bereichern. In diesem inklusiven Charakter der Wort-Gottes-Feiern kann die Chance liegen, Menschen einzuladen, die nicht zum engeren katholischen Kreis gehören.
Über diesen Chancenreichtum von Wort-Gottes-Feiern hinaus, weist diese Form vor allem aber in die Richtung, in die wir als Kirche zukünftig gehen werden: in eine Zukunft, die viel stärker als bisher von dem Engagement aller Getauften getragen wird und die davon lebt, dass Menschen ermutigt werden, ihre Talente und Charismen zu leben und einzubringen. Einer der berührendsten Momente in unserem Ausbildungskurs für Gottesdienstbeauftragte in Schmochtitz war, als eine Erzieherin aus Annaberg-Buchholz sich vor unser aller Augen das liturgische Gewand anlegte und mit uns eine Tauferneuerung feierte. Von dieser Frau ging ein solches Strahlen aus, dass ich durch ihre Art der Präsenz zutiefst spürte: Welches Potential, welche Gaben, welche Charismen liegen in allen von uns! In der Taufe sind wir gesalbt zum “Priester, König und Propheten“ bzw. zur „Priesterin, Königin und Prophetin“. Darin wurzelt nicht nur die Sendung zur Gottesdienstbeauftragten, sondern die Sendung von uns allen als Christinnen und Christen in die Welt mit unseren so vielfältigen Gestalten der Taufberufung.
Es ist schön, dass sich mehr und mehr Christinnen und Christen, auch in unserer Pfarrei, auf den Weg machen, liturgisches Leben als Gottesdienstbeauftragte mitzugestalten und zu bereichern. Der Weg entsteht im Gehen. Mögen wir unsere Schritte unter dem Segen des Himmels setzen und in der Verbundenheit untereinander wachsen.
Herzlich grüßt aus St. Antonius
Ulrike Irrgang