Miteinander?
Eine Frage des Lebens!
Liebe Leserinnen und Leser,
ich bin Ehemann, Vater, Bruder und Sohn. Eingebettet in Familie, Freundeskreis und Gemeindeleben. Ein Miteinander scheint folglich selbstverständlich und alltäglich. Der Lauf des Lebens zeigt allerdings, dass dennoch alles anders, gegenteilig, sein kann.
Vor zwei Jahren erkrankte mein Sohn so, dass alles auf dem Kopf stand. Neun Monate lang war alles darauf ausgerichtet ihn zurück ins Leben zu führen. Dazu mussten wir als Ehepaar jede persönliche Ressource mobilisieren und gleichzeitig den Kontakt zu Familie und Freunden auf ein Minimum reduzieren. Kein Miteinander – auch unter uns als Ehepaar und den Kindern! Wir verbrachten die Tage gemeinsam aber nebeneinander.
Seit mehreren Jahren beschäftigt mich die Schöpfungsgeschichte, welche im biblischen Buch Genesis bildhaft wird. Ich gelange mehr und mehr, auch im Zusammenhang mit den Veränderungen von Klima und Natur, zu dem Schluss, dass eines der Motive der Schöpfungsgeschichte es ist, die Pflanzen, Fische, Vögel und Tiere als Grundlage bzw. als das Fundament unserer Existenz darzustellen. Die Tier- und Pflanzenwelt bedingt einander, so dass aus Leben Leben entsteht. Wir als Menschen sind in diesem Gleichgewicht kein notwendiger Parameter. Würde man uns von diesem Planeten wegdenken, würde sich die Tier- und Pflanzenwelt in Ihrer Vielfalt weiter entfalten können. Wir sind somit direkt abhängig von dem, was die Schöpfung uns schenkt.
Ich durfte als Ehemann, Vater, Bruder und Sohn erfahren, dass das nahezu Un-glaub-liche eintreten kann. Meine Familie, meine Kinder, konnten aus der erlebten Verstörung, der erlebten Angst und der erlebten Sorge neu aufeinander zugehen, vor allem dann, wenn wir aufgebrochen sind aus dem Alltag, der gewohnten sicheren Umgebung – aus ständig wiederkehrenden Tagesabläufen. Aus dem neuen Miteinander entsteht Glaube, Liebe, Hoffnung!
Gegenwärtig erleben wir hautnah oder über die Berichterstattung den Zustand unserer Wälder, die bedrohte Diversität in der Tier- und Pflanzenwelt, den Anstieg der Temperaturen in den Weltmeeren und auf den Kontinenten. Unsere Lebensweise führt dazu, dass unsere von Gott gegebene Erde vor einem Kollaps steht. Worin besteht also das Miteinander mit der Schöpfung? Begegnen wir der Schöpfung mit Respekt? Achten wir die Lebensräume der Tier- und Pflanzenwelt? Verbrauchen wir nur so viel wie wir brauchen? Lassen wir Raum für die Entfaltung der Natur?
Das Pfingstfest macht uns deutlich, dass Offenheit für den Anderen und Offenheit gegenüber Neuem, gegründet auf den Glauben an Gott Vater, Jesus Christus und den Heiligen Geist Un‑glaub‑liches in Gang bringt!
In dem Bewusstsein, dass kranke Bäume, Tiere, Fische und Vögel unsere Endlichkeit vorwegnehmen, ist es eine Frage des (Über-)Lebens, wie wir ein Miteinander in Schöpfung, in Gesellschaft und in Gemeinde in den Mittelpunkt stellen - Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,20)
Aus der Gemeinde St. Petrus grüßt Sie
Gregor Brendler
Bild: pfarrbriefservice.de