PASTORALKONZEPT
unserer Pfarrei Selige Märtyrer vom Münchner Platz
Präambel
Das Pastoralkonzept stellt die Vision dar, wie sich das Leben der Kirche in unserer Pfarrei gestalten soll und wie unsere Pfarrei auch in der Zukunft tragfähig sein kann. Mit kritischem Blick versuchen wir dabei, die aktuellen Herausforderungen anzunehmen sowie konkrete Maßnahmen festzulegen und permanent weiter zu entwickeln.
Alle Gremien der Pfarrei und die kirchlichen Orte sind beteiligt und der Pfarreirat hat am 23. September 2022 das
PASTORALKONZEPT der Pfarrei Selige Märtyrer vom Münchner Platz
beschlossen und zuletzt am 27. Januar 2024 aktualisiert und fortgeschrieben.
Aufbau
- Biblisches Leitmotiv
- Unsere Vision
- Unser Lebensraum
- Schwerpunkte
- Nächste Schritte
Ausführungen nachstehend
Biblisches Leitmotiv
"Beschenkt durch die Gnadengaben Gottes - sind wir Licht für die Welt - und tragen SEINE frohe Botschaft zu den Menschen."
Alle Christ:innen sind mit unterschiedlichen Charismen beschenkt. Als Pfarrei unterstützen wir unsere Pfarreimitglieder ihre durch den Geist Gottes bewirkten Gaben und Befähigungen zu ergründen und sich entsprechend in der Ortsgemeinde, der Pfarrei und darüber hinaus zu engagieren. So wird unsere Pfarrei lebendig und der Heilige Geist in ihr spürbar. Durch Einladungen zu unseren Gottesdiensten und Veranstaltungen sowie durch aktive Öffentlichkeits- arbeit wollen wir die Frohe Botschaft zu den Menschen tragen. Mit diesem Wirken nach außen sind wir Licht für unsere Umgebung und füreinander.
Wir sind getragen durch den dreieinen Gott. Daher können wir Strukturen, Verwaltung und Organisation unserer Pfarrei und unserer Gemeinden St. Marien, St. Antonius, St. Paulus, St. Petrus und der Katholischen Studierendengemeinde Dresden angstfrei so verändern, dass sie Freiraum lassen für neue Entwicklungen auf unserem gemeinsamen Weg mit mehr Teilhabe aller Getauften. Vielfalt und Begabungen bereichern dabei die Gemeinschaften und die Formen der Gottesdienste in unserer Pfarrei. Die gemeinschaftliche Liturgie stärkt uns und gibt uns geistliche Nahrung für unser Beten und Handeln. Wir hören zu, unterstützen uns gegenseitig so, dass wir auch im gesellschaftlichen Leben Freude und Hoffnung ausstrahlen können. Wir sind dabei offen und einladend für alle und suchen Orte und Gelegenheiten, um mit Menschen über unseren Glauben ins Gespräch zu kommen. Mit Worten und Taten sind wir zu nachbarschaftlicher Hilfe bereit und bauen in geschwisterlicher Verbundenheit mit den benachbarten christlichen Gemeinden weiter an guten ökumenischen Beziehungen. Dafür dienen uns alle vorhandenen Räume der Kirche und Ortskirchen, die als pastorale Ausgangsbasis die Voraussetzung aller Aktivitäten sind.
Unsere Vision
Wir beobachten und nehmen wahr, dass der gesamtgesellschaftliche Wandel, gekennzeichnet durch Individualisierung, Pluralisierung und Säkularisierung, dazu beiträgt, dass Kirchenzugehörigkeit und christliche Religionsgemeinschaften als sinnstiftende Einheiten ihre Bedeutung verlieren. Vertrauensverlust und Legitimationsverfall in die institutionellen Strukturen der katholischen Kirche auf der einen Seite, eine sich spaltende Gesellschaft mit der Angst des Demokratieverlustes auf der anderen Seite; beides führt dazu, dass wir in unserem pastoralen Raum Ratlosigkeit und Frustration sowie ein verblassendes Licht des Glaubenszeugnisses erleben.
Als Gemeinschaft von Christ:innen in der Diaspora sind wir herausgefordert, als glaubwürdige und menschennahe Kirche zu leben, in der die Botschaft Jesu sichtbar wird.
Wir möchten dazu gemeinsam eine sich stets erneuernde Art kirchlichen Lebens einüben und verwirklichen:
In der Liturgia (den Glauben feiern):
Die Vision wird gegenständlich, wenn wir in allen Gemeinden unseren Glauben feiern und dies über geschlossene Räume hinweg in unser Umfeld strahlt:
aktiv, lebendig, musikalisch, generationsübergreifend und integrativ. Wir bauen die Vielfältigkeit der Gottesdienstformen aus, entdecken Charismen und geben unseren jeweiligen Ortsgemeinden Schwerpunktziele. Den Sonntagsgottesdienst sehen wir als Quelle und Höhepunkt der Woche mit der Sammlung der Gemeinde.
In der Diakonia (den Glauben anwenden):
Die Vision findet Ausdruck im aktiven Dienst am Nächsten:
geprägt durch ehrenamtliche Arbeit in vielfachen caritativen Diensten. Wir verbessern die Zusammenarbeit und Organisation von Ehrenamtlichen – ob als bestehende Gruppe oder projektorientiert – und Hauptamtlichen bei der Betreuung Älterer, Kranker bzw. Einsamer.
In der Martyria (den Glauben verkünden):
Die Vision wird nachhaltig, wenn wir Glauben lernen, leben, zeigen und weitergeben: bisher vor allem mit dem Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche, zukünftig vermehrt auch mit Erwachsenen.
Wir halten die Glaubenszeugnisse der seligen Märtyrer vom Münchner Platz in Ehren. Die letzte Station ihres Martyriums führte sie auf das Gebiet der heutigen Pfarrei. Wir erweitern unsere Angebote der Glaubensgespräche und der Glaubenserneuerung und suchen den Dialog mit den passiven Pfarreimitgliedern. Mit einer gemeinsamen, einheitlichen und zeitgemäßen Öffentlichkeitsarbeit wollen wir alle Gemeindemitglieder erreichen, Transparenz schaffen, Zusammengehörigkeit leben und Offenheit nach außen zeigen.
In der Koinonia (den Glauben in Gemeinschaft leben):
Die Vision wird Beheimatung, wenn wir als lebendige Gemeinschaft in einen offenen Austausch treten mit anderen Positionen, Lebensentwürfen und Lebensgestaltungen und allen Menschen innerhalb wie außerhalb der Kirche einen einladenden Ort bieten.
Wir verbinden traditionelle und neue Formen in der Glaubensorientierung durch Wertschätzung der unterschiedlichen Auffassungen.
Wir schätzen die vielfältigen Spiritualität in unserem Umfeld, respektieren ihre Unterschiedlichkeiten und lassen uns von ihrer Begeisterung für unseren Glauben inspirieren.
Unser Lebensraum
Trotz seiner relativ geringen Größe ist die räumliche und soziale Umwelt der Pfarrei unterschiedlich strukturiert und sehr dynamisch. Urbane Teile mit einem hohen Anteil an älterer Wohnsubstanz sowie teurere Wohnviertel mit Villen und alten Stadthäusern gehen über in Plattenbausiedlungen und ländlich geprägte Außenbereiche. Rund um den Campus der TU Dresden mit seinen zahlreichen dezentralen Gebäuden leben viele Studierende und Lehrende. Insbesondere in Löbtau und Gorbitz wohnen junge Menschen und Familien sowie Menschen mit internationaler Geschichte. Insgesamt leben auf dem Gebiet der Pfarrei etwa 190.000 Menschen. Davon sind rund 8.000 Katholik:innen und etwa viermal so viele evangelische Christ:innen. Das Durchschnittsalter der katholischen Christ:innen liegt bei etwa 40 Jahren. Auffällig ist die Diasporasituation mit ihren oftmals gemischten Familienverhältnissen von Katholik:innen mit evangelischen oder konfessionslosen Partner:innen.
In der Vergangenheit gab es nur wenige Berührungspunkte zwischen den vier Gemeinden, der Katholischen Studierendengemeinde sowie weiteren kirchlichen Orten. Priester und zunehmend Laien teilen sich die Arbeit in der Seelsorge der Pfarrei.
Wir stellen uns der Herausforderung, als größere Gemeinschaft des Glaubens unsere Mitte in Jesus Christus zu finden und in Zeiten von Verunsicherungen selbst wieder zu Kräften zu kommen, um in unsere Umgebung ausstrahlen zu können. Geleitet durch den Heiligen Geist möchten wir vor Ort neue Wege erkennen. Hierbei bewahrt jede Gemeinde ihre Eigenständigkeit und leistet ihren Beitrag zum Gelingen innerhalb der Pfarrei, wie in den gemeinsamem Firmvorbereitungen oder den Einladungen zu Gesprächsabenden. Basierend auf den Charismen der einzelnen Gemeindemitglieder engagieren wir uns besonders in der Kinder- und Jugendpastoral sowie in der Seniorenpastoral. Durch bestimmte Aktivitäten im Kirchenjahr - wie Sternsingen oder die RKW - strahlt unser Handeln auch in unsere Umgebung aus. Zudem finden bereits Angebote der Erwachsenenpastoral statt (wie beispielsweise dem Alphakurs, dem Angebot „Sprechen – Glauben – Teilen“, dem Herbstglaubenskurs oder Impulsen entlang des Kirchenjahres). Dabei ist es notwendig, gedanklich und praktisch den Blick über die Pfarrei hinaus zu erweitern.
Wir achten bei Vernetzung, Kommunikation und Kooperation darauf, dass unser Handeln nach innen und nach außen wirksam ist.
Schwerpunkte
Durch eine transparente Arbeitsweise haben alle Gemeindemitglieder die Möglichkeit, sich über das Leben der Pfarrei und der einzelnen Ortsgemeinden zu informieren und sich aktiv daran zu beteiligen.
Liturgia
- Liturgiekreis (aktivere Mitwirkung der Gemeindemitglieder in Gottesdiensten)
- Gottesdienstformate (wie z.B. Wort-Gottes-Feiern, Open-Air-Gottesdienste, Familiengottesdienste, Stundenliturgie, Lobpreis)
Diakonia
- Willkommenskultur
- Ehrenamtsarbeit in caritativen Diensten (wie Besuchsdienste, Nachbarschaftshilfe, Nachtcafé für Wohnungslose, akuten Notlagen, Bahnhofsmission, Willkommenskultur und Projektarbeit im Ausland)
- Übergang zur Ortsgemeinde (Formate / Angebote der Integration Jugendlicher / Neuzugezogener / KSGler / Neugetaufter) durch Schaffen einer geistlichen Beheimatung inspiriert durch unterschiedliche Spiritualitäten
Martyria
- Kinder- und Jugendpastoral (andere Form der Erstkommunionkatechese wie Kommunionweg als Familienkatechese, Wiederbeleben der religiösen Kindersamstage auf Pfarreiebene, Konzept einer ganzheitlichen sowie durchgängigen Pastoral vom Kleinkind bis zum Jugendalter)
- Stärkung der religiösen Sprachfähigkeit (Jugend-, junge Erwachsene- und Erwachsenenpastoral)
- Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung
Koinonia
- Gemeindemitglieder finden Gaben und Begabungen heraus und finden Raum sich dementsprechend zu engagieren
- Transparenz für gelingendes Gemeindeleben (Öffentlichkeit, Teilhabe, Information, Austausch, Mitwirkung, Plattform, Newsletter, offene Kanäle; Konflikt-/Fehlerkultur)
- Zusammenwachsen der Pfarrei (durch gegenseitige Teilnahme an Veranstaltungen)
- Lebendige Teilhabe an der Gemeinde/Pfarrei/Gemeinschaft
- Anregung durch vielfältige Spiritualitäten, (wie die der Steyler Missionare, Jesuiten, Missionsbenediktinerinnen) und verschiedenen geistlichen Gemeinschaften (wie die Gemeinschaft Christlichen Lebens, Fokolare, Haus-/Familienkreise u.a.m).
Nächste Schritte
Kurzfristig (3 Monate)
- Internetauftritt: Auswertung (bspw. Nutzerfrequenz, besuchte Seiten), Optimierung (Benutzerfreundlichkeit); Analyse Informationsbereitstellung (genügt Homepage oder Newsletter per Mail oder Social-Media-Feed)
- Willkommenskultur in den Ortsgemeinden ausgestalten
- Kirchliche Orte in unseren Veröffentlichungen (Internet, Pfarrmagazin, etc.) sichtbar machen
- Eintreten für Demokratie und Menschenrechte basierend auf unserem christlichen Glauben
Mittelfristig (6 Monate)
- Vernetzung der caritativen Arbeit auf Pfarreiebene
- Glaubenskursangebote für Erwachsene nach innen und nach außen schaffen/stärken
Langfristig
- Kirchenmusikalisches Konzept erstellen (nach den Fragestellungen: was haben wir, was können wir, was wollen wir, was machen wir?)
- Austausch der jeweiligen Gruppen auf Pfarreiebene anregen
- Charismen erkennen und entsprechendes freiwilliges ehrenamtliches Engagement ermöglichen bzw. fördern
- Inklusion ermöglichen durch Barrierefreiheit
- Haus-/Familienkreise gründen und begleiten