Pfingsten - Heiligen Geist erleben
... mit jedem Atemzug
Liebe Schwestern und Brüder,
wir nähern uns dem Pfingstfest, dem Fest, mit dem wir Christen und Christinnen vor allem das Ereignis verbinden, über das die Apostelgeschichte (Apg) berichtet:
„Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. (…) Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“ (Apg 2,1-4).
Im Anschluss an dieses Ereignis fingen die Apostel in der Kraft des Heiligen Geistes an, das Evangelium über Jesus, den auferstandenen Herrn, mutig und freimütig (vgl. Apg 2,29) zu predigen. Somit haben wir an Pfingsten nicht nur die Anfänge der Kirche vor Augen – sondern auch den Heiligen Geist, über den auch Jesus selbst mehrfach spricht. Der Heilige Geist spielt in den neutestamentlichen Schriften eine sehr bedeutsame Rolle – und dennoch kann er in unserem Lebensalltag relativ leicht in den Hintergrund geraten. Er ist für uns vielleicht manchmal schlecht greifbar, schwer vorstellbar. Vielleicht wählte auch aus diesem Grund der Autor eines Buches über den Heiligen Geist den Titel „Der Heilige Geist – der Unbekannte“.
Der hebräische Begriff für Geist lautet rúah (sprich: ru-ach). Man kann ihn auch mit Wind oder Atem übersetzen. Der Begriff rúah beschreibt also eine Dynamik – einen Geist (rúah), der in Bewegung setzt, mit Leben erfüllt und ebenso Kraft und Mut verleiht. Er bezeugt, dass Gott in unserem Leben präsent ist, dass er uns immer nahebleibt und in uns wirkt. Deshalb lade ich Sie ein: Nehmen wir uns ab und an ein paar Minuten Zeit, um uns dies bewusst zu machen. In einem Moment der Stille können wir uns auf unser Atmen konzentrieren und uns Gottes Blick bewusst machen: Beim Einatmen können wir Gottes Liebe und Nähe nachspüren, die er uns in jeder Sekunde unseres Lebens schenkt. Beim Ausatmen können wir uns bewusst machen, dass wir Gottes Liebe erwidern können und unser Leben, Fragen und Sorgen in seine Hände legen wollen, dass wir in der Kraft seiner Liebe in der heutigen Welt im Geist Jesu handeln möchten. Ein- und Ausatmen stellen somit auch Symbole für zwei Lebensdimensionen dar, die zusammengehören – contemplatio und actio, Gebet (Kontemplation) und Handeln.
Kommen wir zurück zu den Ereignissen der Apostelgeschichte: Das erste Kapitel beschreibt, wie die Apostel nach der Himmelfahrt Jesu zusammen mit Maria und weiteren Jüngern „einmütig im Gebet verharrten“ (Apg 1,14). Der Heilige Geist gibt den im Gebet Versammelten den Mut, nachher das Evangelium zu verkünden und anderen Menschen über die Liebe Gottes Zeugnis abzulegen. Hier wird schon deutlich: Contemplatio und actio sind miteinander untrennbar verbunden, gehören zusammen in einem Leben in der Nachfolge Jesu.
Liebe Schwestern und Brüder, ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir dieses Pfingstgeheimnis jeden Tag aufs Neue entdecken können.
Frohes und gesegnetes Pfingstfest!
Petr Štica
aus der Gemeinde St. Antonius