So beginnt eines meiner liebsten Sommerlieder. Wie ein „Ohrwurm“ begleitet mich das Lied auf sommerlichen Wanderungen und versetzt mich in eine fröhliche, beschwingte Stimmung. Paul Gerhardt hat den Text 1653 gedichtet. In 15 Strophen beschreibt er zunächst den Garten der Natur mit ihren Pflanzen und Tieren in all seiner Schönheit. Nach einem „Lobgesang“ auf Gott als Schöpfer all dieser Schönheiten kommt er auf den Menschen als weitere „Pflanze Gottes“ zu sprechen, dessen Aufgabe es ist, Gott zu loben und „Glaubensfrüchte“ zu bringen.
Das Lied ist vor allem mit der beschwingten, fröhlichen Melodie von August Harder, die er zu Beginn des 19. Jahrhunderts verfasste, ein Volkslied geworden. Wenn man es hört und den Text liest, kommt man automatisch in eine fröhliche Stimmung, die aber so gar nicht zu der Zeit zu passen scheint, in der Paul Gerhardt den Text dichtete. 1653 war der 30-jährige Krieg gerade vorbei. Deutschland war entvölkert und verwüstet. Paul Gerhardt selbst, der 1607 in Gräfenhainichen geboren wurde, hatte in seinem bisherigen Leben vor allem die Folgen des Krieges, Hungersnöte und Seuchen erlebt. Wie konnte er da so einen fröhlichen und optimistischen Text schreiben?
Mit seiner Einstellung ist er nicht allein in dieser Zeit. 1641, also mitten im 30-jährigen Krieg, hat Georg Neumark das Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ gedichtet und komponiert.
Wer nur den lieben Gott lässt walten
Und hoffet auf ihn allezeit.
Der wird ihn wunderlich erhalten
In aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott dem Allerhöchsten traut
Der hat auf keinen Sand gebaut.
Georg Neumark war damals 20 Jahre alt und wollte in Königsberg Jura studieren. Auf dem Weg dorthin wurde er in Gardelegen überfallen und ausgeraubt. Mittellos musste er sein Studium aufgeben und schlug sich zunächst als Hauslehrer durch.
Was waren das für Menschen, die trotz Elend und Not den Blick auf das Schöne und Positive nicht verloren haben und mit Gottvertrauen hoffnungsvoll in die Zukunft geblickt haben? Wie beurteilen wir solche Menschen in unserer heutigen Zeit? Als naive, realitätsferne Spinner, wunderliche Idealisten? Wir sehen solche Menschen nur selten als Vorbild. Viel mehr Aufmerksamkeit erhalten diejenigen, die uns die tatsächlichen oder vermeintlichen Probleme der Welt aufzeigen und auf die Fehler und Schwächen anderer hinweisen.
Auch in unserer jetzigen Zeit gibt es viele Probleme und Sorgen, viel Elend und Streit. All das sollte uns aber nicht den Blick auf die Schönheiten von Gottes Schöpfung und das Positive in dieser Welt verstellen. Die Dichter des 17. Jahrhunderts können uns mit ihrem Optimismus und ihrem Gottvertrauen Vorbild sein. Nehmen Sie sich diesen Sommer Paul Gerhardts Worte zu Herzen:
Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit!
Einen schönen, fröhlichen Sommer wünscht Ihnen
Reinhild Garrelts
aus der Gemeinde St. Marien
Foto: Bodden bei Wustrow (Ostsee) - Reinhild Garrelts